Die nationalsozialistischen Vernichtungslager Abb.: Das System der Vernichtungs- und Konzentrationslager
- Judenvernichtung in Auschwitz-Birkenau (Video-Sequenz)
- Die Befreiung von Auschwitz-Birkenau (Video-Sequenz)
- Ausschnitt aus dem Film "Die Todesmühlen" von Billy Wilder (Video-Sequenz)
- Zeitzeugen: Dr. Hans Münch, SS-Arzt in Auschwitz (Video-Sequenz)
- Zeitzeugen: Hermann Langbein, Überlebender aus Auschwitz (Video-Sequenz)
Diejenigen nationalsozialistischen Lager, die, anders als die Konzentrationslager (KZ), ausschließlich der systematischen Tötung von Menschen, in erster Linie Juden, dienten. Die Vernichtungslager entstanden im Zuge der "Endlösung der Judenfrage" ab dem Herbst 1941; sie wurden zum Teil neu errichtet, zum Teil wurden bestimmte Bereiche bereits bestehender Konzentrationslager in Vernichtungslager umfunktioniert. Die Vernichtungslager unterstanden wie die KZ der SS, waren aber organisatorisch und personell von der KZ-Verwaltung getrennt.
Erste Massentötungen in einem Lager - Massentötungen außerhalb von Lagern durch Erschießungen und mittels Gaswagen gab es bereits vorher in den von den Deutschen besetzten Gebieten Mittel- und Osteuropas - fanden ab Herbst 1941 im Vernichtungslager Culm (Chelmno) in stationären Gaswagen statt. Im November wurde das Vernichtungslager Belzec in Betrieb genommen, im März 1942 Sobibór und im Mai 1942 Treblinka. Die Vernichtung in diesen drei Lagern wurde unter dem Decknamen "Einsatz Reinhard" durchgeführt - benannt nach dem durch ein Attentat umgekommenen Reinhard Heydrich, dem Beauftragten für die "Endlösung", und angeordnet von Heinrich Himmler. In Belzec, Sobibór und Treblinka erfolgte die Tötung in Gaskammern durch Motorabgase.
Im Oktober 1941 wurde bei dem KZ Auschwitz das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) errichtet, und ab dem Herbst 1942 wurde auch Majdanek, ebenfalls zunächst nur KZ, als Vernichtungslager genutzt. In den Konzentrations- und Vernichtungslagern Auschwitz und Majdanek wurden die Häftlinge bei ihrer Ankunft von der SS zunächst "selektiert"; die Arbeitsfähigen wurden noch als Arbeitskräfte eingesetzt, bevor sie getötet wurden, die anderen direkt in Gaskammern durch das Gift Zyklon B (Blausäure) umgebracht.
Ab Ende 1941 wurden die Juden aus dem Deutschen Reich und den besetzten Gebieten systematisch in die Vernichtungslager deportiert. Bereits während der zum Teil tagelangen Transporte kamen Tausende der in Güter- und Viehwaggons zusammengepferchten Juden durch Hitze oder Kälte, Hunger, Durst und Krankheiten um. Bei ihrer Ankunft in den Vernichtungslagern wurde den Juden erklärt, dass sie aus hygienischen Gründen gebadet und ihre Kleidung entlaust und entwest werden müsse. Sie hatten sich zu entkleiden, den Frauen wurden die Haare geschoren - das Haar wurde in der Kriegsindustrie verwendet -, und anschließend wurden sie nackt in die Duschräume, also die Gaskammern getrieben. Aus dem persönlichen Besitz der Opfer wurde alles Verwert- und Verwendbare wie Schuhe, Kleidung, Wertsachen und Brillen zur Weiterverwendung bzw. Beschlagnahme aussortiert; Arbeitshäftlinge mussten den Toten die Goldzähne ausbrechen. Die Leichen kamen in Massengräber oder wurden verbrannt.
Angesichts des Vorrückens der sowjetischen Roten Armee suchte die SS ab dem Frühjahr 1943 auf Befehl Himmlers, alle Hinweise auf ihre Tötungsmaschinerie zu beseitigen: Die Massentötungen wurden eingestellt, die Vernichtungslager evakuiert und zerstört. Als letztes Vernichtungslager wurde im November 1944 Auschwitz-Birkenau aufgelöst.
In den nationalsozialistischen Vernichtungslagern wurden insgesamt etwa drei Millionen Menschen - Juden, Sinti und Roma, Polen und andere - durch Giftgas ermordet.